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Die Geschichte des Deutschen Komitees zur Verhütung von Blindheit e.V. (DKVB)

 

von G. Kluxen (2024 ergänzt von D. Kupitz)

Die erste Generalversammlung der schon 1975 gegründeten „International Agency for the Prevention of Blindness (IAPB)“ sollte in Oxford/England vom 6.-8.7.1978 stattfinden. Dem selbst erblindeten Präsidenten Sir John Wilson fiel auf, dass es im Gegensatz zu den meisten anderen Staaten keinen offiziellen bundesdeutschen Vertreter zum Thema gab. Sir John Wilson hatte 1977 einen Brief an das noch miteinander verbundene bundesdeutsche Familien- und Gesundheits-Ministerium geschrieben. Wegen der großen augenärztlichen Tradition in Deutschland und wegen der führenden Rolle der Bundesrepublik Deutschland in Richtung internationaler Hilfeleistungen war ein deutsches Komitee für die IAPB und ihre Ziele von herausragender Bedeutung.

Unter der Initiative des in Kassel niedergelassenen Augenarztes Dr. E. Wagner, dem Ordinarius der Universitäts-Augenklinik in Würzburg, Prof. W. Leydhecker, Dr. Horst Geissler, Vorsitzender des Deutschen Blindenverbandes und dem Missionsinspektor und Vorsitzenden der Christoffel-Blindenmission Wolfgang Stein wurden am 3. März 1978 die Aufgaben des Komitees definiert, wie sie heute noch gelten; dabei wollte man auf übernationaler Ebene die deutschen Interessen bei der IAPB vertreten und deren Bemühungen nach Kräften unterstützen. Weiterhin galt, alle ähnlich fungierenden Institute und Gemeinschaften und alle Interessierten und engagierten Kreise mit ins Boot zu nehmen. Im Prinzip war dieses der Zeitpunkt der Gründung des Deutschen Komitees, was aber seinerzeit so nicht genannt werden konnte – es gab noch zwei deutsche Staaten. Zunächst stand eine amtliche Vereinsbildung noch nicht zu Debatte.

Es gab bereits einen Briefkopf „Komitee der Bundesrepublik Deutschland zur Verhütung von Blindheit“ oder „National Committee of the Federal Republic of Germany for the Prevention of Blindness“. Einberufen aber wurde eine erste Sitzung des „Kuratoriums des Komitees der Bundesrepublik Deutschland zur Verhütung von Blindheit“ in der Universitäts-Augenklinik in Würzburg am Freitag-Nachmittag, den 20. Oktober 1978 mit 27 Teilnehmern.

Am Freitag/Samstag 15./16. Februar 1980, fand eine Kuratoriums-Sitzung im Hotel Auerberg in Bonn statt, organisiert von Rosi Gollmann.

Die amtliche Vereinsgründung erfolgte schließlich am 24./25.10.1980 während der „Fünften Tagung“ in Kassel/Schloss Schönfeld mit Leydhecker als Vorsitzenden, Wagner sein Vertreter, Schatzmeister und Schriftführer Stein und als Beisitzerin Rosi Gollmann (Andheri, Blindenhilfe Bangladesch). Das Protokoll wurde mit den Original-Unterschriften an das Amtsgericht Bensheim für das Vereinsregister gesandt, beglaubigt durch den Notar Dr. Wolfgang Ziegler, Kassel, der danach selbst einige Jahre im Vorstand verbringen sollte. Der Name des Vereins war nun: „Komitee in der Bundesrepublik Deutschland zur Verhütung von Blindheit“.

Dr. Joseph Taylor, Moshi/ Tanzania trug während der Tagung über Busch-Augenkliniken in Afrika vor, P. Gnanadurai Michael (CBM) sprach über das Model einer einfachen Augenklinik im südostasiatischen Raum.

Die ersten Jahre war Leydhecker Vorsitzender des Komitees und Wagner sein Stellvertreter. Der dem Berufsbildungswerk Veitshöchheim vorstehende Wolfgang Bauer übernahm bereits 1985 die Funktionen des Schriftführers und Vorstandes der Finanzen gleichzeitig und wurde bald Stellvertreter des Vorsitzenden und hat in beispielhafter Sorgfalt diese multiplen Aufgaben erfüllt. Das Komitee bleibt ihm dafür immer dankbar verbunden. Im Verlaufe des Jahres 2006 ging die Schriftführung auf Heribert Tigges, Duisburg, und die Finanzverwaltung auf Charlotte Ellendorff, Lüneburg, über. Drei Jahre war danach die Schriftführung bei G. Kluxen und wird seit März 2016 von Simone Henzler, Duisburg, vertreten.

Wolfgang Leydhecker (1919-1995) trat als Vorsitzender des Komitees 1987, faktisch gleichzeitig mit seiner Emeritierung, zurück; Volker Klauß übernahm den Vorsitz für 19 Jahre in der Folgezeit, und Raimund Balmes führte das Komitee von 2006 bis 2021. Die Kommission „Internationale Ophthalmologie“ der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) entstand auf Initiative von Volker Klauß et al. im Jahre 1995 und ist seitdem nicht nur auf den Tagungen der DOG, sondern auch für die Jahrestagungen des Komitees ein fester Bestandteil des Programms geworden. In 1997 kam die Verleihung des Preises Tropenophthalmologie hinzu, der auf der Tagung der DOG verliehen wird, gespendet vom Deutschen Komitee DKVB, der CBM und Firmen wie Chibret, Zeiss, Human Optics, W2O, Ursapharm, 1stQ, OmniVision oder AMO, wobei die Firmenbeteiligungen wechseln. Auch Forschungsförderung Tropenophthalmologie und die Unterstützung von Kurzzeiteinsätzen Tropenophthalmologie, die seit dem Jahr 2006 von der DOG für Bewerber angeboten werden, bleiben fest mit den Zielen des Komitees verknüpft. Aus dem Komitee selbst ist die Stiftung Augenlicht schon 2013/14 hervorgegangen, konnte sich aber erst 2015/16 nach Anlaufproblemen konstituieren.

Im Februar 1999 eröffnete die Generaldirektion der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die weltweite Kampagne <Vision 2020 – das Recht auf Augenlicht>. Diese markierte den Aufbruch in erfolgreiche und nachhaltige Maßnahmen der weltweiten Blindheitsverhütung. Gleichzeitig erschien die erste Ausgabe von <Global Vision>, einer neuen Zeitschrift des Trägerkreises Internationale Ophthalmologie des Berufsverbandes (BVA) und der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), der Christoffel-Blindenmission und des Deutschen Komitees (Redaktion: Hannsjürgen Trojan, Marburg). Die Hefte wurden der augenärztlichen Verbandszeitschrift <Der Augenarzt> drei Mal jährlich beigeheftet. Hierin finden Interessierte Adressen, Kontakte, Termine von Tagungen und Veranstaltungen sowie Fortbildungsartikel zur Tropenophthalmologie.
Seit 2024 gibt das DKVB die Global Vision in alleiniger Federführung und nunmehr zweimal jährlich heraus.

Im Jahr 2021 übernahm David Kupitz (Bünde) den Vorsitz des Komitees, Stellvertreter wurde Heiko Philippin (Freiburg). Seit 2024 führt Elke Kupitz (Bünde) als erste Frau das Komitee, Stellvertreter ist weiterhin Heiko Philippin und Finanzverwalterin Charlotte Ellendorff.

Im Nachlass des Komitees befinden sich 18 Aktenordner, vor allem aus vor-digitaler Zeit. An einzelnen Stellen gibt es Vermerke über die Mitgliederzahl im entsprechenden Jahr:

1984: 32, 1985: 82; 1986: 115; 1987:191; 1988: 281; 1991: 403 Seitdem schwankt die Mitgliederzahl zwischen 350 – 400.

Referenzen:

Klauss V. , Schaller U.C.: Internationale Initiativen zur Prävention von Blindheit. Ophthalmologe 2007; 104: 855-859

Wagner E., Leydhecker W., Wilson J. Sir, Jones B.R.: Komitee der Bundesrepublik Deutschland zur Verhütung von Blindheit. Augenarzt 14 (1980) 8 – 16.

Treffen und Jahrestagungen des Deutschen Komitees zur Verhütung von Blindheit.
Die Kuratoriumssitzungen waren bereits echte Jahrestagungen mit vielen Vorträgen.

Versammlung

Datum

Ort

Vermerk

Ausrichter

-

3.03.1978

Bensheim

vier Herren

CBM

Kuratorium des Komitees

20.10.1978

Würzburg

 

Leydhecker

Kuratorium des Komitees

15./16.02.1980

Bonn

 

Gollmann

Kuratorium des Komitees

24./25.10.1980

Kassel

+ amtliche Vereinsgründung

Wagner

1. Jahrestagung

23./24.10.1981

Würzburg

gleichzeitig Bayerische Augenärzte und Symposium der DOG: Glaukomtherapie

Leydhecker

2. Jahrestagung

30.07.1983

Würzburg

Sa 14: h

Leydhecker

3. Jahrestagung

6./7.04.1984

Würzburg

 

Leydhecker

Mitgliederversammlung

12.09.1984

Frankfurt

5-9 Personen

Leydhecker/Ziegler

4. Jahrestagung

3./4.05.1985

Würzburg

 

Leydhecker

5. Jahrestagung

25./26.04.1986

Veitshöchheim

 

Bauer

6. Jahrestagung

3./4.04.1987

Marburg

 

Hertlein

7. Jahrestagung

18./19.03.1988

München

 

Lund / Klauß

8. Jahrestagung

3./4.03.1989

Münster

 

Busse

9. Jahrestagung

2./3.03.1990

Veitshöchheim

 

Bauer

10. Jahrestagung

1./2.03.1991

Wermelskirchen

 

Kluxen

11. Jahrestagung

13./14.03.1992

Kassel

 

Aust/Bauer

12. Jahrestagung

12./13.03.1993

Tübingen

 

Zrenner/Bauer

13. Jahrestagung

11./12.03.1994

Magdeburg

 

Behrens-Baumann/Bauer

5. Hauptvers. IAPB

8.-13.05.1994

Berlin

auf Einladung des Komitees und CBM

 

14. Jahrestagung

10./11.03.1995

München

 

Klauß

15. Jahrestagung

8./9.03.1996

Duisburg

 

Tigges

16. Jahrestagung

7./8.03.1997

Pforzheim

 

Meyner

17. Jahrestagung

6./7.03.1998

Hamburg

 

Kypke

18. Jahrestagung

5./6.03.1999

Ahlen/Westfalen

 

Balmes

19. Jahrestagung

10./11.03.2000

München

 

Klauß

20. Jahrestagung

2./3.03.2001

Meiningen

 

Friedrich

21. Jahrestagung

1./2.03.2002

Lüneburg

 

Ellendorff

22. Jahrestagung

7./8.03.2003

Bensheim

 

Keseberg/Pruisken

23. Jahrestagung

5./6.03.2004

Ibbenbüren

 

Preuß/Kühnhardt

24. Jahrestagung

4./5.03.2005

Bad Tölz

 

Schaal

25. Jahrestagung

10./11.03.2006

Rostock

 

Guthoff

26. Jahrestagung

9./10.03.2007

Landshut

 

Sachsenweger

27. Jahrestagung

29.02./1.03.2008

Wermelskirchen

 

Kluxen

28. Jahrestagung

27./28.02.2009

Traunstein

 

Dillinger

29. Jahrestagung

5./6.03.2010

Berlin

 

Engels

30. Jahrestagung

25./26.02.2011

Heidelberg

 

Auffarth

31. Jahrestagung

2./3.03.2012

Eckernförde

 

Miertsch

32. Jahrestagung

8./9.03.2013

Neuenbürg

 

Dittrich

33. Jahrestagung

7./8.03.2014

Bremen

 

Hohmann

34. Jahrestagung

6./7.03.2015

Heringsdorf/Usedom

 

Wilhelm

35. Jahrestagung

26./27.02.2016

Homburg/ Saar

 

Viestenz/Seitz

36. Jahrestagung

10./11.02.2017

Münster

 

Merté/Eter

37. Jahrestagung

23./24.02.2018

Trier

 

Schulze Schwering

38. Jahrestagung

22./23.02.2019

München

 

Klauß

39. Jahrestagung

28./29.02.2020

Düsseldorf

 

Geerling/Kluxen

virtuelle Versammlung

05.03.2021

online

2021 wegen Covid-19 keine Jahrestagung

 

40. Jahrestagung

29./30.04.2022

Würzburg

 

Borggrefe

41. Jahrestagung

14./15.04.2023

Bonn

 

Petrak/Holz

42. Jahrestagung

26./27.04.2024

Freiburg

 

Philippin/Reinhard