Zwischen Hoffen und Bangen - Augenklinik Cusco/Peru nach Corona

von Ursula und Bodo Hufeland
Projektbesuch: 07.04. bis 23.04.2024
Ort: Cusco - Ceprece Augenklinik

Team der Ceprece-Augenklinik mit Ursula und Bodo Hufeland. Foto: Ursula u. Bodo Hufeland

Mit großen Erwartungen und Vorfreude auf das Wiedersehen mit dem Personal der Augenklinik Cusco-CEPRECE traten wir im April 2024 die Reise nach Peru an. Zuletzt im Jahr 2020 aus Anlass des 10-jährigen Bestehens der Augenklinik CEPRECE nach Cusco gereist, galt es für die Klinik neben den Herausforderungen durch Corona auch die politischen Unruhen zu bewältigen. Corona hat Cusco und besonders das Gesundheitswesen hart getroffen. Zusammen mit den politischen Auseinandersetzungen, ausgetragen auf der Straße, kam das öffentliche Leben so gut wie zum Erliegen. Sowohl dem Personal von Ceprece als auch den Patienten war es nur mit großer Gefahr möglich zur Augenklinik zu gelangen. Dies hat natürlich auch Auswirkung auf die Zahl der Behandlungen und OPs in dieser schweren Zeit!

Behandlungen in der Ceprece-Augenklinik von 2001 bis 2023. Grafik: Ursula u. Bodo Hufeland

Entwicklung der Katarakt-Operationen unter Einfluss der Coronakrise. Grafik: Ceprece-Augenklinik

Crosslinking-Behandlungen an der Ceprece-Augenklinik im Zeitraum 2019-2023. Grafik: Ceprece-Augenklinik

Ziel der Reise war es, die aktuelle Situation der Augenklinik Ceprece nach den genannten Ereignissen in Erfahrung zu bringen und den Bedarf weiterer Unterstützung aus Deutschland zu besprechen. Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Behandlungszahlen von Ceprece nahezu wieder das Niveau der Vor-Corona-Zeit erreicht haben.

Im Vergleich zu unserem letzten Besuch der Klinik im Jahr 2020 hat sich Ceprece gut entwickelt. Verbesserte, strukturiertere Abläufe sowohl im klinischen als auch im administrativen Bereich der Augenklinik waren gut erkennbar.

Eingangsbereich mit Rezeption & Zugang zur Verwaltung (neu strukturiert). Foto: Ursula u. Bodo Hufeland

Separates Verwaltungsbüro. Foto: Bodo u. Ursula Hufeland

Optikbereich Brillenanpassung, Verkauf. Foto: Ursula u. Bodo Hufeland

Das Leistungsspektrum von Ceprece hat sich sowohl um die Behandlungen im Hinterabschnitt als auch mit Crosslinking erweitert, wobei umfangreiche, dafür notwendige medizintechnische und auch personelle Investitionen getätigt werden mussten.

Eine wesentliche Voraussetzung war die Investition in ein neues OP-Mikroskop von Zeiss, was die Hauptforderung eines externen Netzhautchirurgen gewesen ist, der bei Bedarf die Vitektomien nun durchführen kann. Nach Auskunft von Dr. Frilo Silva, Direktor Ceprece, nahm man eine günstige Finanzierung von staatlicher Seite in Anspruch. Die Kredittilgung wird Ceprece aber noch lange Zeit belasten, so Dr. Silva. Dank dem DKVB und der Stiftung Augenlicht konnte im Februar 2024 ein dringend benötigtes Autorefrakto-Keratometer HRK-9000A von Huvitz angeschafft werden als Ersatz für das alte, fehlerhaft arbeitende Refraktometer.

Geräteauslieferung und Aufstellung. Foto: Ursula u. Bodo Hufeland

Nataly Silva und Dr. Frilo Silva G. Foto: Ursula u. Bodo Hufeland

Übergabe des vom DKVB kofinanzierten Aurorefraktometers. Foto: Ursula u. Bodo Hufeland

Nach statistischen Angaben von Nataly Silva, zuständig für Verwaltung und Finanzen, gibt es auffälligerweise einen Zuwachs an Fällen für Crosslinking. Zur frühzeitigen Behandlung des Keratokonus hat Ceprece bereits eine UV-X-Lampe im Einsatz. Aktuell besteht gerätetechnisch aber keine Möglichkeit, die Hornhautdicken-Messung durchzuführen. In der Anschaffung eines entsprechenden Gerätesystems, wie z.B. Galileo oder einer Pentacam, sieht Dr. Frilo Silva den Hauptbedarf für die Zukunft, natürlich immer die gegebene Finanzlage im Blick. Dank der Stiftung Augenlicht war es nun möglich, die dringend benötigte Pentacam durch Ceprece in Auftrag zu geben.

Auf unsere Bitte hin, über die aktuellen personellen Strukturen und Abläufe von Ceprece zu berichten, präsentierte uns Nataly einen umfassenden Einblick.

Kernpunkt ist und bleibt die Gemeinnützigkeit von Ceprece mit sozialer Ausrichtung! Dr. Frilo S. hob dies besonders hervor gerade durch die hohe Zahl an neu entstandenen Augenkliniken, vor allem private. Er benannte 6 Kliniken, die damit werben, sozial zu sein, jedoch die Praxis sähe ganz anders aus.

Zum Zeitpunkt der Gründung von Ceprece 1996 gab es nur Ceprece als kleine Praxis in einer ausgebauten Garage (siehe Global Vision 02/2020).

Voller Stolz präsentierte man das Spektrum an Leistungen und sonstigen Möglichkeiten zur Behandlung der Patienten.

Leistungsspektrum Ceprece. Quelle: Ceprece-Augenklinik

Untergliederung in Verantwortungsbereiche

Die Bereiche sind: OP-Bereich, Diagnostik/allgemeine Untersuchungen, Verwaltung & Finanzen, Medizintechnik sowie Bereich Brillenoptik/ Lager und Apotheke;

Zu einem Bereich Telemedizin mit Möglichkeiten der Erweiterung in den nächsten Jahren gibt es bereit Überlegungen (siehe unten).

  • An 6 Tagen/Woche (Mo.-Sa.) ist die Klinik geöffnet; vorhanden sind 3 Behandlungszimmer/Tag, 2 unabhängige OP-Säle an 5 Tagen/Woche je nach Bedarf; ständiger Zugang zum Bereich Brillenanpassung/Versorgung sowie Apotheke

  • Für den medizinischen Bereich sind 5 Augenärzte tätig: 1 Retinologe extern (zeitweise bei Bedarf); 1 Facharzt für Glaukom und Strabismus; 2 Allgemein-Augenärzte sowie 1 Fachärztin für Lidchirurgie; im OP Bereich 4 Personen, darunter 2 gut ausgebildete Fachschwestern; zusätzliches Personal zur Absicherung administrativer Aufgaben stehen unter Vertrag: je 1 Wachmann/ Sicherheit (Tag+Nacht), 1 Rezeption/Aufnahme, 1 Kasse, 1 Reinigung; 1 Gesamtverantwortliche für Verwaltung und Finanzen (Frau Nataly Silva)

  • Die Aufgaben der Optometrie in den Bereichen Brillen/Gestelle, Lagerhaltung, Vermessung sowie Anpassung und Verkauf erfüllt gut qualifiziertes Personal teilweise extern

Ausblick in die Zukunft

Als Ausdruck der Nachhaltigkeit für Ceprece ist die Tatsache zu sehen, dass 2 Kinder von Familie Frilo Silva gerade in Lima Medizin studieren (Luana 2. und Diego 5. Studienjahr) mit Perspektive Einstieg bei Ceprece nach Studienabschluss.

Luana und Diego mit im OP. Foto: Ursula u. Bodo Hufeland

Außenansicht der Ceprece-Augenklinik in Cusco/Peru. Foto: Ursula u. Bodo Hufeland

Kurzzeitreisen von Fachärzten zu Ceprece sind sehr willkommen, insbesondere für den vorderen Augenabschnitt, solange es noch keine Möglichkeiten der Telemedizin gibt.

Erfreulich für uns waren die zum Teil schon konkreten Überlegungen, die Telemedizin zukünftig zu etablieren.

Räumliche und technische Ideen sind bereits vorhanden. Man hat das Potential erkannt, dass die Online-Kommunikation mit deutschen Partnerkliniken für beide Seiten von Nutzen ist, d.h. direkt ohne zeitliche Verzögerung medizinische Problemfälle diskutieren zu können. Kostspielige Reisen und damit verbundene Abwesenheit der Fachärzte würden damit auf ein Minimum reduziert.

Herr Prof. A. Viestenz, Direktor Univ. Augenklinik Halle/Saale, zeigte bereits Interesse, als Partner zur Verfügung zu stehen.

Abschließend können wir einschätzen, dass die Augenklinik Ceprece mit deutscher Unterstützung eine sehr positive Entwicklung genommen hat. In die Zukunft können wir hoffnungsvoll blicken. Davon konnten wir uns nach 15 Jahren des Bestehens der Augenklinik Ceprece persönlich überzeugen.

Ergänzung zur Thematik „Telemedizin“

Die Absicht von Ceprece/Dr. Frilo Silva, die Vorteile der Telemedizin zur qualitativen Verbesserung der medizinischen Versorgung der Patienten einzuführen, war bereits Thema auf dem Symposium von Ceprece 2020 zum 10-jährigen Klinikjubiläum. Leider blieb es in der Folgezeit nur bei der Absicht. Gründe dafür sind im Reisebericht oben genannt.

Deshalb haben wir unseren letzten Besuch im April 2024 bei Ceprece genutzt, um die Telemedizin wieder in den Fokus zu rücken.

Nach Definition steht die Telemedizin für medizinische Versorgungskonzepte, bei denen Ärzte sowohl untereinander als auch mit Patienten ihre Leistungen über räumliche Entfernung hinweg anbieten auf der Basis audiovisueller Kommunikationswege, wie Videotelefonie. In Peru gab es bereits 2016 rechtliche Festlegungen, Vorschriften und Regelungen zur Einführung und Entwicklung der Telemedizin!

Für Ceprece würde dies bedeuten, z.B. deutsche Kliniken und Augenärzte zu finden, mit denen ein fachlicher Austausch zur Behandlung besonderer Fälle, Notfallversorgung, Ferndiagnostik und Empfehlungen zur Nachbehandlung möglich ist. Ein Wunschpartner von Ceprece/Dr. Frilo Silva wäre die Univ. Augenklinik Halle/Saale, Direktor Prof. Dr. Arne Viestenz. Die Zustimmung als Ansprechpartner liegt vor. Einzelheiten zur Umsetzung sind noch zwischen beiden Partnern zu klären, wie medizintechnische und organisatorische Fragen. Der panamerikanische Augenärzte Kongress in Lima im Februar 2025 bietet eine gute Gelegenheit für weitere Absprachen.

Auch weitere Partner für Telemedizin sind sehr willkommen.

Für die Finanzierung dieses und anderer Projeke ist das DKVB auf Ihre Spenden angewiesen. Herzlichen Dank für jegliche Unterstützung!